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Im Bike GPS Praxistest:

Garmin Colorado

 

colorado

 

München, 30. März 2008: Die Ankündigungen von Garmin zum neuen Top-Gerät Colorado lasen sich, als würden alle Transalp- und Tourenbiker jetzt endlich aus Ketten befreit – man kann 20 Tracks mit je 10.000 Trackpunkten laden, der Durchbruch für lange Transalp-Touren. Doch die Realität sieht leider ziemlich ernüchternd aus. Das neue Gerät hält in vielen Dingen nicht, was alle Biker sich als Durchbruch gewünscht haben und ist in seinen Funktionen und in der Menüführung gegenüber den bisherigen Geräten Garmin 60 CSx und Vista HCx eher ein Rückschritt.

 

Das neue GPS-Gerät, dessen Beiname Colorado schon auf Top-Funktionen für Landnavigation und Gebirge schließen lässt, kann 20 Tracks mit bis zu 10.000 Trackpunkten laden und anzeigen. Welch ein Fortschritt gegenüber den bisherigen Top-Geräten 60 CSx und Vista HCx, deren Unterspeicher nur Tracks bis zu 500 Punkten laden können. Mühsam musste man sich da eine lange Transalp Tour in 500er Pakete zerlegen. Außerdem kann der neue Colorado mit einem Herzfrequenz- und einem Trittfrequenzmesser kombiniert werden – eigentlich ideal für Biker.

 

Doch die Vorfreude auf das neue Gerät drehte nach drei Testtagen in eine gewisse Enttäuschung um. Auf den ersten Blick sieht das Gerät gut aus, mit seinem silbrig schimmernden Metallgehäuse macht es einen hochwertigen Eindruck. Doch der Reihe nach:

 

Zuerst einmal muss man sich daran gewöhnen, dass der Colorado – per USB an den PC angeschlossen – wie ein Laufwerk oder USB-Stick funktioniert. Das Laufwerk Garmin wird im Arbeitsplatz des PCs angezeigt, man kann einen gpx-Track mit bis zu 10.000 Punkten einfach in das Laufwerk schieben.

Man braucht also im Prinzip keine Software mehr, um einen Track auf das Gerät zu laden – der Track muss allerdings im gpx-Format vorhanden sein. Allerdings kann man das Gerät auch nicht mehr mit den üblichen Geo Softwares wie Fugawi mit all seinen wertvollen Funktionen ansteuern – das geht nur noch mit der Garmin-eigenen Mapsource Software, die sich jedoch für Tracknavigation nicht besonders gut eignet.

 

Solange das Gerät an den PC angeschlossen ist, kann man (anders als bei den bisherigen Geräten) im Colorado selbst jedoch überhaupt nichts anschauen. Keine einzige Funktion ist anwählbar. Man muss die Verbindung zum PC trennen, dann das Gerät neu starten und jetzt erst lassen sich Menüs betrachten.

 

Startet man dann das Gerät neu, sucht man jedoch erstmal recht mühsam, wo man denn seinen Track überhaupt findet. Denn in der Menüführung verlässt Garmin die bekannten und gelernten Pfade der Vergangenheit. Es gibt derzeit zwei verschiedene Trackmenüs, die allerdings ziemlich schwer zu finden sind: Nach Drücken der Funktionstaste muss man erst auf „Zieleingabe“ gehen. Das klingt viel eher nach Autonavigation und Eingabe einer Adresse und nicht nach einem Track. Hier findet man dann unter „Tracks“ den aktuellen Track, der gerade aufgezeichnet wird, und die gespeicherten Tracks.

 

Man wählt im Untermenü den geladenen Track und sieht ihn dann auf der Karte. Mit dem Button „Los“ geht es dann in die Tracknavigation. Man kann dann auf einem Track in einer Art 3D fahren. Bei jeder Biegung oder Serpentine piepst das Gerät dann als Abbiegehinweis, obwohl hier gar kein Abzweig anzutreffen ist, was eher verwirrend und nervig ist. Deshalb navigiert man besser auf der 2-D Karte, auf der man wie bisher beim Vista oder 60CSx einfach den Pfeil auf der Linie hält.

 

Enttäuschend: Es gibt eine zweite Trackverwaltung, die man im Untermenü Tracks bei den Einstellungen findet. Hier kann man aber nur aktiven (gerade aufgezeichneten Track) archivieren oder löschen. Die vorher gespeicherten Tracks lassen sich weder bearbeiten, löschen, noch in der Farbe verändern. Das geht nur am PC zuhause. Vor allem: Man kann keine zwei oder mehr Tracks gleichzeitig anzeigen. Was also bei den bisherigen Geräten den großen Vorteil darstellte, dass man zu einem Track eine andersfarbige Variante für Schlechtwetter oder eine leichtere Route anzeigen konnte, funktioniert hier überhaupt nicht. Beim „Aktuellen Track“ (früher: Active Log) – kann man nicht - wie beim 60 CSx - den Füllungsgrad in Prozent ablesen. Man weiß also nie, wann der Hauptspeicher voll sein wird.

 

Die Aufzeichnungsqualität erschien bei einer langen Autofahrt in unproblematischem Gelände und einer längeren Bike-Tour im Winterwald etwa gleichwertig mit dem parallel laufenden 60 CSx. Es gab zwar Abweichungen, aber die waren minimal.

 

Positiv sicher auch, dass man zusätzlich zu dem 384 MB großen internen Speicher eine externe SD Speicherkarte mit 4 GB einstecken kann. So lassen sich (die allerdings sehr teuren) Garmin Vektorkarten in Topo Qualität von ganz Zentraleuropa auf das Gerät laden.

 

Im praktischen Betrieb auf dem Fahrradlenker kommen jedoch noch weitere Argumente, die einen vor dem Kauf noch einmal genau nachdenken lassen sollten. Das im Prinzip mit 400 x 240 Pixeln große Display ist wegen der extrem dunklen Hintergründe, die stylish „cracked dirt“ oder „riverbed“ heißen im Gegenlicht und ohne Hintergrundbeleuchtung kaum abzulesen. Nur wenn die Sonne direkt auf das Display scheint, erkennt man die Details der Navigation der Karte und des Tracks.

 

So pfiffig das Drehrad zur Menüeinstellung anfangs auch wirkt, so ungewohnt ist es jedoch damit umzugehen. Es erinnert an das viel gescholtene i-Drive bei BMW. Denn ohne direkte Anwahltasten ist man länger unterwegs, um einen Funktion zu erreichen.

 

Das schlimmste Manko: Die Batterielaufzeit reichte im Anfang nur für etwa vier Stunden. Inzwischen wurde zwar ein Software Update geliefert, mit dem laut Garmin eine Laufzeit auf bis zu 16 Stunden erreicht werden soll. Aber neueste Tests von Bike GPS ergaben ein sehr viel schlechteres Bild: Bei Skitouren in den Dolomiten erreichte das Gerät trotz neuester Software an keinem Tag eine längere Laufzeit als sechs Stunden, obwohl wir es ganz warm unter der Skijacke am Körper trugen.

 

Außerdem entdeckten wir ein merkwürdiges Phänomen: Nach kurzen Empfangsaussetzern -zum Beispiel in einer Berghütte - veränderte sich die Höhenangabe um bis zu 500 Meter, um dann trotz erneutem Empfang eine ganze zeitlang nicht auf den richtigen Wert zurückzugehen. Dadurch sind die nachher ausgelesenen Höhenprofile nicht korrekt und stark bearbeitungsbedürftig.

 

Bike GPS hat inzwischen ein ausführliches Gespräch zum neuen Colorado mit den Mitarbeitern von Garmin Deutschland geführt und auf alle Probleme hingewiesen. Unsere Vorschläge vor allem in Sachen Trackverwaltung wurden daraufhin auch zu Garmin in den USA weiter geleitet und ein weiteres Software Update in Aussicht gestellt. Das ist aber bis zur Stunde nicht eingetroffen.

 

Bike GPS Fazit: Bleiben Sie vorläufig bei den bisherigen Top-Geräten Garmin 60 CSx und Vista HCx. Wir werden Sie in Zukunft immer aktuell über Neuerungen beim Garmin Colorado informieren

längere Betriebszeit für Colorado 300

 

 

Nachtrag:

 

Starnberg, 14.Juli 2008 - das wohl größte Problem bei dem neuen Colorado von Garmin ist jetzt mit einem SW-Update behoben: Wird die aktuelle Version 2.54 (beta) installiert, kommt das Gerät jetzt auf eine Betriebszeit von rd. 15 Stunden mit hochwertigen NiMh-Akkus. Ein echter Fortschritt bei diesem Gerät. Durch die gleichzeitig erfolgte Preisreduzierung auf jetzt nur noch 379,- Euro ein wirklich interessantes Gerät.

 

 

 
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